© 2022 Adobe Adobe Stock, Vitalez
Der Wald in Tirol
Über die prächtigen Wälder der Alpen und Bäume der Bergwelt
Der Wald in Tirol ist vor allem Gebirgswald. Er erstreckt sich von der kontinentalen inneralpinen Zone mit Lärchen- Zirben und Kiefernwäldern über die Fichten-Tannen-Zone der Zwischenalpen hin zu der randalpinen Fichten-Tannen-Buchen-Zone.
Durch die gebirgige Lage des Landes sind rund 66 % des Tiroler Waldes als Schutzwald ausgewiesen und von existentieller Bedeutung als natürlicher Schutzschild zur Abwehr von Naturgefahren wie Lawinen, Muren, Steinschlag.
Tirols Wälder gehören zu den natürlichsten Ökosystemen der Alpen und strotzen voller Vielfalt. Auch gefährdete Arten und Artengemeinschaften finden darin Schutz und werden aktiv gefördert.
Neben dem alpinen Lebensgefühl und einer atemberaubenden Vielfalt lassen sich in Tirols Wäldern auch eine 750 Jahre alte Zirbe und weltweit bekannte Naturparks sowie einzigartige Ausflugsgebiete finden.
© 2022 Adobe Stock, Stefan Kaulbarsch
Die Bedeutung des Waldes in Tirol
Tirol hat eine Gesamtwaldfläche von 528.000 ha, damit sind über 40 Prozent der Tiroler Landesfläche mit Wald bedeckt. Mit 66 % erfüllen mehr als zwei Drittel der Tiroler Wälder eine Schutzfunktion. 43 % der Waldfläche sind der Besitzkategorie Kleinwald, 36 % den Forstbetrieben (16 % mit Betriebsgrößen über 1000 Hektar) und 20 % der Österreichischen Bundesforste AG zuzuordnen.
Der wichtigste Tiroler Baum ist die Fichte. Mit 57.6 % hat Tirol den höchsten Fichtenanteil im Wald im Vergleich zu Österreich mit 51 % Fichtenanteil. Ebenso hat Tirol mit 2.5 % den höchsten Zirbenanteil im Vergleich zu Österreich mit 0.5 %.
In den Tiroler Wäldern stehen 114 Mio. m³ Holz. Das entspricht einem Holzwürfel mit knapp 500 m Seitenlänge oder einem Zug mit knapp 40.000 km Länge. In Tirol wachsen jede Minute über 3 m³ Holz zu. Das nachhaltig nutzbare Potenzial pro Jahr beträgt somit 1.8 Mio. Festmeter Holz.
Im waldreichen Land Tirol beträgt die forstwirtschaftlich genutzte Fläche 476.089 ha und insgesamt bewirtschaften rund 17.000 Waldbesitzer:innen den Wald. Speziell die Produktion von Biomasse spielt eine zentrale Rolle. Hackschnitzel, Pellets, Scheiterholz, aber auch Holz als Rohstoff für den ökologischen Hausbau werden immer wichtiger. Die Tiroler Forst- und Holzwirtschaft erhält direkt und indirekt 33.000 Arbeitsplätze und zählt mit rund 1.400 Unternehmen, 11.000 Beschäftigten und einem jährlichem Produktionswert von 1.3 Mrd. Euro zu den stärksten Wirtschaftszweigen in Tirol.
Die Vielfalt des Waldes in Tirol
Von den hochsubalpinen Lärchen-Zirbenwäldern über Montane Fichten-Tannenwäldern in hochmontanen Höhenstufen bis zum (Eichen-)Buchenwald an den Randalpen oder (Linden-)Eichenmischwald oder Edellaubwald der Innenalpen bieten Tirols Wälder eine sprechende Vielfalt und die Waldfläche nimmt stetig zu. Jährlich kommen ca. 800 ha Wald, vor allem in der Almregion und der subalpinen Stufe dazu. Der Waldanteil an der gesamten Landesfläche hat sich von den 60er Jahren bis heute um fast 3% gesteigert.
Die überwiegende Baumart ist die Fichte, die den Wald mit rund 67 % eindeutig dominiert. Weit abgeschlagen rangieren die Lärche (8.7 %), die Buche (6.4 %), Weißkiefer (4.7 %) und Tanne mit 3,7 %. Der Rest verteilt sich u. a. auf Zirbe sowie auf weitere Laubhölzer. Der nachhaltigen und klimafitten Waldbewirtschaftung der Tiroler Waldbesitzer:innen ist es zu verdanken, dass seit Jahren Fichten am Rückgang und Mischbaumarten am Vormarsch sind.
Obwohl die im Tiroler Wald geernteten Holzmengen seit Jahren ansteigen und in den letzten beiden Jahren mit fast 1.5 Mio. Festmeter Holz soviel wie noch nie genutzt wurde, steigen die Holzvorräte im Wald nach wie vor deutlich an. Ein klares Indiz dafür, dass die Potentiale bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind. Jährlich könnten nachhaltig ca. 1.7 – 1.8 Mio. Festmeter Holz in den Tiroler Wäldern genutzt werden. Damit leistet die Forstwirtschaft auch einen wichtigen Beitrag zum Produktionseinkommen der bäuerlichen Waldeigentümer:innen.
© 2022 Adobe Stock, ARochau
© 2022 Adobe Stock, Renáta Sedmáková
Den Wald in Tirol kennenlernen
Naturpark Karwendel
Der Naturpark Karwendel umfasst beinahe das gesamte Karwendelmassiv und das Naturschutzgebiet Arnspitze und ist mit einer Fläche von 739 km² das größte Tiroler Schutzgebiet und der größte Naturpark Österreichs.
Im Karwendel gibt es zahlreiche seltene Waldgesellschaften mit besonderen Arten, von der Eibe über die Zirbe bis zum geschützten Seidelbast oder der Hirschzunge. Besondere und seltene Waldgesellschaften stehen im Naturpark Karwendel unter Schutz: Der Bergmischwald Taschbach sowie der Hochstauden-Schluchtwald, Buchenbestand und Hirschzungen-Schluchtwald in der Umgebung der Tortalalm sind Heimat für bestimmte „Lebensgemeinschaften“ von Pflanzen auf jeweils typischen Böden und mit speziellen klimatischen Bedingungen.
Eine Besonderheit für das Karwendel ist zum Beispiel der Lärchen-Zirbenbestand unter dem Bettelwurf – fühlen sich Zirben doch eher auf sauren Böden wohl. Auch der Eibenreiche Bergmischwald im Vomperloch besticht durch seine Wildheit und eine Auffälligkeit: Die großen Vorkommen der seltenen und begehrten Eibe sind einmalig im Naturpark.
Alle diese Waldgesellschaften sind in den Naturwaldreservaten unter besonderen Schutz gestellt.
Nationalpark Hohe Tauern
Der Nationalpark Hohe Tauern gehört zu den großartigsten Hochgebirgslandschaften der Erde. Die Höhenstufen von den Tälern bis zu den Gipfelregionen der Dreitausender stehen für einen außergewöhnlichen Artenreichtum. 11.000 Arten finden hier Lebensraum und die extremen Lebensbedingungen im Gebirge prägen die Landschaft und die Tier- und Pflanzenwelt. Vom Tal bis zu den Berggipfeln ändert sich die Vegetation stufenweise von der montanen, bis zur subalpinen, alpinen und nivalen Stufe.
Die Bergmischwälder der Montanen Stufe (Talboden bis 1.700 m) sichern als Schutzwälder die Alpentäler vor Naturgefahren, wie Steinschlag, Hangrutschungen und Lawinen. Das Zusammenspiel der Wurzelsysteme von Fichte (Flachwurzler), Tanne (Tiefwurzler), Berg-Ahorn (Herz-Senkerwurzler) und Buche (Herzwurzler) verhindert die Bodenerosion und das Abrutschen von Steinen und Felsblöcken.
In der Subalpinen Stufe (1.700 m bis 2.300 m) finden sich atemberaubende Lärchen-Zirben-Wälder. Der Oberhauser Zirbenwald in Osttirol ist der größte Zirbenwald der Ostalpen. Im Herbst kann man die Lärche von der Zirbe schon von Weitem unterscheiden, da sich die Nadeln der Lärche gelb färben, bevor sie abfallen.
© 2022 Adobe Stock, salparadis
© 2022 Adobe Stock, pyty
© 2022 Adobe Stock, Vitalez
© 2022 Adobe Stock, Frank Krautschick
Ausflugstipps in Tirols Wälder
Naturschutzgebiet Kaisergebirge
Das Naturschutzgebiet Kaisergebirge erstreckt sich auf eine Größe von 92.6 Quadratkilometern und bietet Heimat für eine Vielzahl an Pflanzen und Tieren. Rund 940 Blütenpflanzen, 38 Farnarten und über 400 Moosarten lassen sich dort finden. Die Wälder sind größtenteils Mischwälder, bestehend aus Buchen, Weiß-Tannen und Fichten. Dazu kommen Eschen, Bergahorn, Erlen in höheren Lagen, noch weiter oben gesellen sich dann noch Latschen oder der rosa Almrausch dazu. Mit seinen schroffen Felsen und sanften Hängen, den dichten Wäldern und moosigen Feuchtgebieten, den glasklaren Bergseen und saftigen Almwiesen bietet diese Region viele Gegensätze, welche die Vielfalt und Lebewesen fördert.
Oberhauser Zirbenwald
Der Oberhauser Zirbenwald im hinteren Defereggental stellt mit seinen über 170 ha den größten zusammenhängenden Zirbenbestand der Ostalpen dar, wovon über 100 ha als Naturwald ausgewiesen wurden und einem strengen Schutz unterliegen. Die sehr langsam wachsende Zirbe kann bis zu 1.000 Jahre alt werden, einen Durchmesser von bis zu zwei Metern und eine Höhe bis etwas über 20 Meter erreichen.
Zedlacher Paradies
Ebenso im Nationalpark Hohe Tauern findet sich in majestätischer Schönheit der Venedigergruppe ein geschützter jahrhundertealter Lärchenwald, durch den sich ein kleiner Weg schlängelt. Es ist der Waldlehrpfad Zedlacher Paradies mit seinen sieben Stationen, die den Lebensraum Wald und die Entstehung dieser alten Bäume erklären. Ihre Stämme haben einen Umfang von bis zu 7 Metern.
© 2022 Adobe Stock, mmuenzl
© 2022 Tourismusverband Region Hall-Wattens
Faszinierende Waldgebiete in Tirol
Bei einem Ausflug in diese Naturjewele lassen sie die eindrucksvollen Wälder in Tirol hautnah erleben:
- Naturpark Kaunergrat
- Naturpark Ötztal
- Naturpark Tiroler Lech
- Naturpark Zillertaler Alpen
- Natura 2000 Gebiet Afrigal
Typische Bergkiefern- oder Spirkenwälder auf Gips oder Kalksubstrat mit den daran anschließenden Latschenbeständen. - Naturschutzgebiet Arnspitze
Die montane Stufe wird von Fichten-Tannen- bzw. Fichten-Tannen-Buchenwäldern charakterisiert, an trockenen südexponierten Hängen von Föhrenwäldern. Der subalpine Bergwald ist von Fichten-Lärchen-Beständen sowie ausgedehnten Latschenfeldern geprägt. - Naturschutzgebiet Kaisergebirge
Im Kaisergebirge findet man aufgrund der unterschiedlichen Höhenlagen und Expositionen verschiedene Waldgesellschaften. Am weitesten verbreitet ist der nordalpine Fichten-Tannen-Buchenwald der montanen Stufe. In der selben Höhenstufe sind auch Bergahorn-Eschen-Wälder zu finden. Südexponiert haben sich verschiedene Buchen-Mischwälder etabliert.
Besonderer Tipp: Ältester lebender Baum in Tirol
Hoch über der mittelalterlichen Stadt Hall in Tirol, unweit des berühmten Zirbenwegs, befindet sich seit gut 750 Jahren die Heimat des ältesten lebenden Baumes in Tirol. Die urwüchsige und nicht über Wege zugängliche Zirbe steht inmitten der 26 Hektar großen Naturwaldzelle „Ampasser Kessel“ in unberührter Natur.
Vor knapp 90 Jahren wurde die Zirbe 1926 als Naturdenkmal ausgezeichnet. Der Baum beheimatet auch zahlreiche Arten: Verschiedenartige Flechten, die für eine sehr reine Luftqualität sprechen, geben dem Methusalem ein archaisches Aussehen. Auch mehrere Spechtfamilien haben die 1.880 Meter hoch gelegene Zirbe mit ihren Nisthöhlen als Brutplatz auserkoren: Neben Buntspechten leben auch Schwarz- und Dreizehenspechte in dem unberührten Naturraum.
Oberhalb des ältesten Baumes Tirols führt der Zirbenweg vom Patscherkofel Richtung Glungezer durch einen großen zusammenhängenden Zirbenbestand auf 2000 Meter.
Der Tiroler Wald im Klimawandel
Der Wald hat in Tirol einen besonders hohen Stellenwert, mehr als zwei Drittel der Tiroler Wälder erfüllen eine Schutzfunktion. Damit der Wald auch in Zukunft seine vielfältigen Funktionen erfüllen kann, werden die Wälder an die künftigen Herausforderungen angepasst. Die Folgen des Klimawandels – vor allem Trockenheit und vermehrter Schädlingsbefall – sind bereits jetzt deutlich spürbar.
Die Tiroler Waldbesitzer:innen setzen bereits seit mehreren Jahrzehnten gezielte Maßnahmen, um dem Klimawandel im Tiroler Wald zu begegnen. Die Anpassungen der Wälder an die Herausforderungen des Klimawandels auf artenreiche Mischwälder mit vielen verschiedenen, an den jeweiligen Standort angepassten Baumarten führen zu stabilen und klimafitten Bergwäldern. Alleine 2021 wurden rund 1.8 Millionen bestens an den jeweiligen Standort angepasste Pflanzen in Tirol aufgeforstet.
Initiative Klimafitter Bergwald Tirol
Im Juli 2019 die Initiative „Klimafitter Bergwald Tirol“ gestartet. Ziel ist, die Tiroler Bergwälder langfristig an den Klimawandel anzupassen. Viele wichtige Maßnahmen wurden schon in den letzten Jahren gesetzt. Nun werden diese Aktivitäten gebündelt und schwerpunktmäßig zielgerichtet gefördert, um noch mehr Wirkung im Wald zu erzielen. Neben der Begründung von klimafitten Mischwäldern stellen Jungwaldpflege und Durchforstung einen Schwerpunkt dar.
Leuchtturmprojekt: Klimafitter Bergwald Tirol
© 2022 Adobe Stock, interklicks
Zum Weiterlesen
Zum Nachlesen
Referenzen & Fachartikel
Rechte & Produktion
© 2022 waldgeschichten.com – Die österreichischen Familienwaldbetriebe & Österreichischer Forstverein – Unterstützt durch den Holzinformationsfonds der Landwirtschafskammer Österreich.
Redaktion
Wir haben sorgfältig recherchiert und Informationen zusammengetragen. Wenn ihnen dennoch etwas auffällt, was sie ändern würden oder etwas zu ergänzen wäre, bitten wir sie, Kontakt mit uns aufzunehmen. Wir freuen uns über ihre Rückmeldung und Anregungen.