© 2023 Adobe Stock, Volodymyr
Österreichischer Baum des Jahres 2023: Die Eberesche
Die Eberesche (Sorbus aucuparia) ist der Baum des Jahres 2023. Sie wird auch als Vogelbeere bezeichnet und ist in vielerlei Hinsicht eine ganz besondere Baumart. Seit über 2000 Jahren spielt sie für uns Menschen in der Kunst, Kultur, Mythologie, Medizin sowie in der Holz- und Forstwirtschaft eine Rolle.
Dank ihrer ökologischen Qualitäten ist die Vogelbeere einer der wertvollsten Bäume in Wäldern und Landschaften. Als Pionierbaumart wird sie als natürliche Mischbaumart in Hochlagenbeständen von Fichte und Buche immer stärker berücksichtigt und trägt auch bei der Wiederbewaldung von Kalamitätsflächen eine bedeutende Rolle.
Der Vogelbeerbaum wächst in allen Österreichischen Bundesländer und kommt an den unterschiedlichsten Standorten vor, vorausgesetzt er erhält ausreichend Licht. In lichten Wäldern und an Waldrändern, auch bis zur Waldgrenze, wächst die Vogelbeere besonders gerne.
Sehr bedeutsam ist die Eberesche für die heimische Tierwelt und macht als Vogelbeere ihrem Namen alle Ehre, denn die leuchtend roten reifen Früchte ziehen vor allem Vögel an. Über 60 Vogelarten, vor allem Drosseln, Rotkehlchen, Kleiber und Gimpel ernähren sich von ihren Früchten und nutzen diesen Baum als Nistgehölz. Aber auch 70 Insekten- und 30 Säugetierarten nutzen diesen Baum als Futterpflanze.
Wussten sie, dass die Eberesche auch in der Mythologie eine lange und vielfältige Bedeutung hat und ist bis heute ein wichtiger Baum in vielen Kulturen ist?
Baum des Jahres 2023: Die Eberesche
Seit 1994 ernennt das Kuratorium Wald in Kooperation mit dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft den Baum des Jahres. Im Jahr 2023 wird mit der Eberesche auf eine ganz besondere Baumart hingewiesen werden.
Eberesche oder Vogelbeere (Sorbus aucuparia)
Eberesche, auch Vogelbeere genannt, ist ein sommergrüner Baum oder Strauch von lockerem schmalen Wuchs. Sie wird oft 15 bis 20 Meter groß. Sie kann ein Alter von 80 bis 100 Jahren erreichen. Im Frühjahr trägt sie weiße Blütendolden zu ihren filigranen Blättern, im Spätsommer entwickeln sich gelb-orange bis rotfarbene Fruchtstände, die von über 60 Vogelarten gerne gefressen werden.
Die Eberesche
„Wenn ich ein Stückchen Land besässe, ich würde mir ein kleines Wäldchen von Ebereschen pflanzen. Ein einziger der glühenden Bäume könnte schon das Glück eines Spätsommers ausmachen und verklären.“ (Else Lasker-Schüller)
© 2023 Adobe Stock, Dana
Die Eberesche
Die Eberesche oder Vogelbeere (Sorbus aucuparia L.) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Mehlbeeren innerhalb der Familie der Rosengewächse.
Der Name Eberesche deutet auf die Ähnlichkeit der gefiederten Blätter mit denen der Gemeinen Esche (Fraxinus excelsior) hin, die allerdings der Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae) zugeordnet wird. Die Vorsilbe „eber“ geht auf das Wort „aber“ zurück und bedeutet falsch; Eberesche meint also falsche Esche. Der Name Eberesche kann als „Falsche Esche“ übersetzt werden, wohingegen der botanische Name auf „Vogelfang“ (avis=au= Vogel; capere = fangen) zurückzuführen ist, da man die Früchte der Vogelbeere in früheren Zeiten zum Anlocken und Einfangen von Vögeln benutzte.
Verbreitung & Standort
Die Eberesche ist eine der am weitesten verbreiteten Baumarten in Europa und hinsichtlich der Standorte sehr variabel. Bodensaure Eichen- und Kiefernwäldern, lichte Laub- und Nadelwälder, Freiflächen, lückige Waldbestände, Wald- und Wegränder besiedelt sie ebenso wie Erlenbruch- und Hochmoorgesellschaften. Einzig auf schlecht durchlüfteten, nassen Böden hat sie Probleme. Sie gilt als Kiefern-, Fichten- und Birkenbegleiter.
Die Vogelbeere ist windfest und frosthart und kommt auch mit Spätfrost sehr gut zurecht und ist deshalb vom Tiefland bis zu einer Höhe von 2.400 Metern (der Baumgrenze) in den Alpen anzutreffen. Aufgrund ihrer tiefgreifenden Wurzeln wird sie oftmals auch als Bodenbefestigung für Lawinenschutz- und Wildbachverbauungen eingesetzt.
© 2023 Adobe Stock, M. Schuppich
© 2023 Adobe Stock, Dinadesign
Wuchs
Mit mäßiger Wuchsleistung gehört die Vogelbeere zu den kleinen bis mittelgroßen Bäumen. Sie erreicht im Allgemeinen Höhen zwischen 15 und 20 Metern. Ihre Krone ist erst oval, später dann rundlich ausgeprägt. Mit den Jahren kann sie zu einer Breite von vier bis sechs Metern heranwachsen. Äste und Zweige wachsen in den ersten 20 Jahren sehr rasch, danach eher stockend.
Alter
Die Eberesche wird in der Regel 80 Jahre alt und nur in seltenen Fällen erreicht sie ein Alter von 120 Jahren.
Wurzelsystem
Ebereschen haben ein Senkerwurzelsystem. Das bedeutet die Wurzeln wachsen zuerst flach, horizontal und von diesen Wurzeln ausgehend wachsen sogenannte Senkerwurzeln senkrecht in den Boden.
Rinde
Der meist schlanke Stamm trägt eine lockere, lichtdurchlässige Krone. Junge Vogelbeeren haben eine glatte, glänzend hellgraue Rinde, unterbrochen von Korkporen. Erst im Alter wird die Rinde rissig und sehr dunkel. Die Zweige der Vogelbeere sind anfangs filzig, später kahl und aschgrau gefärbt. Die Zweigspitze trägt eine Endknospe, die häufig gekrümmt ist. Unter der glatten Rinde der Zweige befindet sich Chlorophyll. Damit kann die Vogelbeere Photosynthese betreiben, bevor das Laub ausgetrieben ist.
© 2023 Adobe Stock, M. Schuppich
Blätter
Die wechselständigen, unpaarig gefiederten Blätter sind eschenähnlich und wechseln im Herbst ihre oberseits dunkelgrüne, unterseits graugrüne Farbe über ein Gelb zu einem tiefen Rot. Die einzelnen sieben bis acht Zentimeter
langen Fiederblätter (13 bis 17 Stück) besitzen einen gesägten Rand und sitzen mit einem kurzen Stiel an einer etwa 20 bis 25 Zentimeter langen Blattrippe.
Blüten
Von Mai bis Juni bildet die Eberesche gelblich-weißen Blüten, die sich mit 200 bis 300 Einzelblüten zu einer aufrechtstehenden, langen, großen, gewölbten Trugdolde vereinen. Die Blüten verströmen einen intensiven Geruch, der vor allem Bienen, Fliegen und Käfer zum Bestäuben anlockt, denn die Vogelbeere wird nicht wie die meisten Bäume vom Wind, sondern von Insekten bestäubt.
© 2023 Adobe Stock, Anatolii
Frucht
Die Früchte der Eberesche sind als Vogelbeeren gut bekannt. Die etwa ein Zentimeter großen kugeligen zuerst grünlichen, später gelblich-orangen Beeren nehmen erst mit der Reife ihre leuchtend rote Farbe an. In der Regel hängen die Ebereschen im Sommer, etwa von Ende Juli an, voll mit vielzähligen scharlachroten Fruchtständen. Eine Besonderheit ist, dass Ebereschen ihre Früchte bis in den Winter hinein tragen
Ein Vogelbeerbaum mit starkem Fruchtbehang bietet nicht nur einen wunderschönen Anblick, sondern ist auch Anziehungspunkt für Vögel, insbesondere für Stare, Drosseln, Seidenschwänze und Eichelhäher. Die Beeren stellen eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel dar. Aber auch Säugetiere erfreuen sich an den Früchten. Sie scheiden die Samen unverdaut wieder aus und sorgen damit für ihre Verbreitung. In gekochtem Zustand sind die Vogelbeeren sogar für den Menschen verzehrbar.
Waldbauliche Eigenschaften
Die Eberesche nimmt eine wichtige Funktion bei der Wildbach- und Lawinenverbauung ein. Aufgrund ihrer Wurzelbildung kann sie dazu beitragen, den Boden zu stabilisieren und Erosion zu verhindern. Die Wurzeln der Eberesche sind tief und verzweigt und können den Boden festhalten, was insbesondere bei steilen Hängen und Böschungen von großer Bedeutung ist.
Durch ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber extremen Wetterbedingungen wie starken Winden, Schneelasten und Regenfällen kann die Eberesche auch als Schutzwald genutzt werden, um vor Lawinen und Steinschlägen zu schützen. Sie kann aufgrund ihrer Fähigkeit, auch auf trockenen und nährstoffarmen Böden zu wachsen, auch in höheren Lagen angepflanzt werden, wo andere Baumarten aufgrund schwieriger Wachstumsbedingungen nicht wachsen können.
Auch als Wildobstbaum trägt sie eine wichtige Funktion und ist wertvoller Lieferant von Vogelnahrung. In Wäldern kann sie durch ihre hohe Frosttoleranz und Trockenresistenz auch in höheren Lagen vorkommen. Ihre Wurzeln haben die Fähigkeit, Stickstoff aus der Luft aufzunehmen und im Boden anzureichern, was zu einer höheren Bodenfruchtbarkeit führen kann.
Aufgrund ihrer schnellen Wachstumsrate und ihrer Fähigkeit, Brachflächen schnell zu besiedeln, wird die Eberesche auch häufig in Aufforstungsprojekten eingesetzt. Darüber hinaus wird sie oft als Begleitbaum in Mischwäldern gepflanzt.
© 2023 Adobe Stock, Gerold H. Waldhart
© 2023 Adobe Stock, rdonar
Holzverwendung
Das Holz der Eberesche wird aufgrund seiner Härte, Dichte und Zähigkeit geschätzt und kann in verschiedenen Bereichen verwendet werden. Das Holz hat eine feine Maserung und eine rötlich-braune Farbe, die sich mit der Zeit zu einem warmen Dunkelbraun entwickelt.
Traditionell wird das Holz der Eberesche für die Herstellung von Werkzeugstielen, Schäften, Pfählen und Holzwaren wie Schnitzereien und Schüsseln verwendet. Auch im Möbelbau findet das Holz Verwendung, beispielsweise für Tischplatten, Stühle und Regale.
In der Forstwirtschaft wird das Holz der Eberesche als Brennholz geschätzt, da es eine hohe Dichte hat und beim Verbrennen eine lange Brenndauer aufweist. Darüber hinaus wird das Holz auch in der Papierindustrie eingesetzt, um hochwertiges Papier herzustellen.
© 2023 Adobe Stock, M. Schuppich
© 2023 Adobe Stock, Александр Коликов
© 2022 Adobe Stock, M. Schuppich
Schon gewusst?
Bedeutung der Eberesche
in der Mythologie
Die Eberesche hat eine lange Geschichte in der Mythologie verschiedener Kulturen und eine besondere Bedeutung als Schutzbaum. Sie galt als Baum des Schicksals und wurde oft gepflanzt, um das Haus und seine Bewohner vor bösen Geistern zu schützen. In vielen europäischen Kulturen war die Eberesche auch mit der Göttin der Fruchtbarkeit und der Natur verbunden. Sie wurde oft als heiliger Baum verehrt und in Riten und Zeremonien verwendet.
In der nordischen Mythologie galt die Eberesche als heiliger Baum und wurde oft mit Thor, dem Gott des Donners, in Verbindung gebracht. Die Wikinger glaubten, dass der Donner in den Zweigen der Eberesche nistete, und dass der Baum Schutz vor Blitzen bieten konnte.
Auch in der keltischen Mythologie spielte die Eberesche eine wichtige Rolle, da sie als Symbol für den Beginn eines neuen Jahres und für Wiedergeburt und Erneuerung stand. In der irischen Folklore wurde die Eberesche oft als Baum der Fülle angesehen, der reichlich Früchte trug und den Menschen Nahrung und Schutz bot. Die Eberesche bleibt auch heute noch ein wichtiger Bestandteil der Folklore und wird oft in Geschichten und Legenden erwähnt.
© 2023 Adobe Stock, Volodymyr
© 2023 Adobe Stock, AnnaReinert
Heilwirkung
der Eberesche
Neben ihrer Bedeutung in der Mythologie hat die Eberesche auch eine lange Tradition in der Volksmedizin. Die Beeren der Eberesche sind reich an Vitamin C und enthalten auch Flavonoide und Antioxidantien, die für ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften bekannt sind.
Die Ebereschenbeeren wurden traditionell zur Behandlung von Erkältungen, Grippe und anderen Infektionen eingesetzt, da sie das Immunsystem stärken und die körpereigene Abwehr gegen Krankheitserreger unterstützen können. Einige Studien haben auch gezeigt, dass die Eberesche möglicherweise krebshemmende Eigenschaften hat, indem sie das Wachstum von Krebszellen hemmt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Eberesche in hohen Dosen giftig sein kann, insbesondere die Samen und die Rinde.
Zum Weiterlesen
Zum Nachlesen
Quellen
- https://www.naturparke.at/fileadmin/user_upload/Naturparke/Bilder-PDFs-Naturparke-Oesterreich/1-VNOE/Projekte/Biodiversitaet_verwurzeln/Steckbrief_Vogelbeere_web.pdf
- https://www.sdw.de/fileadmin/Bundesverband/Bilder_Dateien/Baum_des_Jahres/1997_Baum_des_Jahres_Eberesche.pdf
- https://www.bildungsserver-wald.de/fileadmin/bildungsserver/bildungsmaterial/baumarten/Baum-Info_-_Eberesche.pdf
- https://www.harzregion.de/files/rvh/layout/naturpark/Infotafeln/6938_Baumtafeln_eberesche.pdf
Rechte & Produktion
© 2023 Die österreichischen Familienwaldbetriebe & Österreichischer Forstverein – Unterstützt durch den Holzinformationsfonds der Landwirtschaftskammer Österreich
Redaktion
Wir haben sorgfältig recherchiert und Informationen zusammengetragen. Wenn ihnen dennoch etwas auffällt, was sie ändern würden oder etwas zu ergänzen wäre, bitten wir sie, Kontakt mit uns aufzunehmen. Wir freuen uns über ihre Rückmeldung und Anregungen.