© 2024 Adobe Stock, Lumppini

Waldbrände – was sie darüber wissen sollten!

Ein Fachbeitrag von Ao. Univ. Prof. DI Dr Harald Vacik

Welche Arten von Waldbränden gibt es, wie entstehen sie und welche Maßnahmen zur Vorbeugung und Renaturierung können ergriffen werden? Der Fachbeitrag von Ao. Univ. Prof. DI Dr Harald Vacik von der BOKU Wien gibt Antworten.

Waldbrände verursachen jedes Jahr Schäden in Millionenhöhe und aufgrund der durch den Klimawandel erwarteten Zunahme an Trockenperioden und Hitzewellen ist in Zukunft mit einem vermehrten Auftreten von Waldbränden zu rechnen.

85 % aller Waldbrände werden direkt oder indirekt durch den Menschen ausgelöst, 15 % werden durch Blitzschläge verursacht. In einer durchschnittlichen Waldbrandsaison treten im März/April sowie im Juli/August die meisten Waldbrände auf. Die Verteilung ist jedoch von Jahr zu Jahr verschieden. Bei einem feuchten und kühlen Frühjahr werden nur vereinzelt Waldbrände verzeichnet, selbiges gilt für den Sommer. Allerdings kann ein trockener Herbst oder Frühwinter zu einer hohen Zahl intensiver Brände führen.

In der Grafik 1 ist eine Übersicht zu der Anzahl der aufgetretenen Waldbrände in Österreich in den letzten 30 Jahren zu sehen. Es lässt sich erkennen, dass im Mittel 200 Brände pro Jahr auftreten, allerdings die Anzahl von Jahr zu Jahr stark schwanken kann. Die strichlierte Linie zeigt die betroffene Waldfläche an, auch hier gibt es starke Schwankungen, besonders die großen Waldbrände in letzten Jahren haben hier zu einer größeren Fläche geführt. Ereignisse, die 30 Hektar Wald oder mehr umfassen, treten im Schnitt alle drei Jahre auf.

Feuer im Wald

Waldbrände sind eine beängstigende Naturgewalt und nur mit großem Aufwand und enormen Einsatz eingrenzbar. Zu den zahlreichen Bedrohungen für den Wald zählt Feuer mit seiner zerstörerischen Gewalt zu den schädlichsten Gefahren. Waldbrände können sich rasend schnell ausbreiten und zerstören neben wichtigen Holzbeständen auch wertvolle Lebensräume von verschiedensten Lebewesen. Waldbrand – Gefahr für den Wald

Die Klimakrise erhöht die Waldbrandgefahr. Auch in Österreich.

Die Zunahme von verstärkt auftretende Wetterextremen wie Hitzewellen, langanhaltende Trockenperioden, Wassermangel und Dürre führen zu einem erhöhten Risiko für Waldbrände und begünstigen darüber hinaus auch noch die Feuerausbreitung. Die österreichischen Waldbesitzer:innen investieren Arbeit und großes Engagement für waldbauliche Maßnahmen zum Schutz vor Waldbränden. Waldbrandprävention findet aber bereits im Kleinen statt – bei jedem einzelnen selbst. Erfahren sie wertvolle Tipps zur Waldbrandverhütung und welche Verhaltensregeln bei Waldbränden Leben retten können.

Waldgeschichten-Waldbrand-Statistik_2

Grafik 1
Anzahl der aufgetretenen Waldbrände in Österreich in den letzten 30 Jahren. Die strichlierte Linie zeigt die betroffene Waldfläche an. Auch hier gibt es starke Schwankungen, besonders die großen Waldbrände in den letzten Jahren haben hier zu einer größeren Fläche geführt.

Waldbrände werden anhand des Feuerverhaltens eingeteilt, das von den kleinräumigen Bedingungen am Standort, der Zusammensetzung der Baumarten und der Begleitvegetation, dem Alter des Waldbestands und von den Wetterbedingungen abhängt. Grundsätzlich werden dabei drei Typen unterschieden:

 

Bodenfeuer am häufigsten

Der häufigste Brandtyp in Österreich und Deutschland sind Bodenfeuer, wo die bodennahe Vegetation (Streu, Gras- und Strauchschicht) verbrennt. Werden diese Bodenfeuer vom Wind angetrieben werden oder hangaufwärts voranschreiten, werden sie als Lauffeuer bezeichnet. Dabei sind Flammenlängen von einem Meter oder mehr möglich und die Brände können sich rasch ausbreiten (> 5 km/h sind möglich).

 

Kronenfeuer

Bei einem Kronenfeuer kommt es zur Entflammung und dem Abbrennen der Baumkronen, wobei je nach Intensität nur einzelne Bäume in Flammen aufgehen, oder sich die Flammen in den Baumkronen weiter ausbreiten. In Mitteleuropa tritt ein Kronenfeuer fast nur in Verbindung mit einem Boden-/Lauffeuer auf, die sich sehr rasch ausbreiten können und zu einer Vernichtung des bestehenden Baumbestandes führen. Dabei wird auch die Schutzfunktionalität der Bergwälder vermehrt gefährdet.

 

Schwelbrand schwer zu löschen

Bei einem Schwelbrand kommt es vor allem Blitzschlag Bränden. Hier brennen der Waldboden bzw. der Humus, bei dem es nur gelegentlich zur Flammenbildung kommt. Die Glutnester können sich bei einer ausgeprägten Rohhumusdecke mehrere Dezimeter in den Erdboden erstrecken und sind nur sehr schwer zu Löschen.

 

Brandgefahr steigt

Waldbrände sind in mitteleuropäischen Wäldern neben Windwürfen und Borkenkäfer Kalamitäten ein wichtiger Teil der Störungsökologie. In den letzten Jahrtausenden sind in den Alpen auch immer wieder größere Waldbrände mit einer Größe von mehreren hundert Hektaren aufgetreten, allerdings liegt das Wiederkehrintervall – also die durchschnittliche Dauer bis an einem bestimmten Standort erneut ein Waldbrand auftritt – in den Süd- und Zentralalpen  bei etwa 250 bis 600 Jahren in der Vergangenheit. Dh. die Baumarten der heimischen Wälder sind nicht an Waldbrände angepasst und benötigen auch kein Feuer, um ihre natürliche Entwicklung zu unterstützen.

Es gibt Anzeichen für einen klimabedingten Wandel des Feuerregimes in der nördlichen Hemisphäre, wobei die Brandgefahr in nicht traditionell feuergefährdeten Regionen – wie z.B. den europäischen Alpen – zunimmt. Die Intensität von Dürreperioden und Hitzewellen steigt und die Brandgefahr nimmt durch die Aufgabe der Bewirtschaftung und den Rückgang der Besiedlung von ländlichen Gebieten zu, während die Freizeitaktivitäten immer mehr steigen.

Im Bereich der Schutzwälder ist daher mit einer Reihe an negativen Auswirkungen durch Kronenfeuer – in Folge eines veränderten Feuerregimes – zu rechnen. Die Reduktion der Schutzfunktion von Bergwäldern, die erhöhte Anfälligkeit gegenüber sekundären Naturgefahren, der Verlust von natürlichen Ressourcen sowie die verminderte Produktivität durch verstärkte Bodenerosion sind mögliche Konsequenzen. Darüber hinaus werden auch Mensch und Infrastruktur im Verzahnungsbereich zwischen Siedlungen und Wald einer erhöhten Gefahr ausgesetzt sein. Durch die fortschreitende Zersiedelung kommen die Wohngebiete den Wäldern immer näher, was in Folge das Ausmaß der Waldbrandschäden erhöhen kann.

© 2024 Adobe Stock,Ao. Univ. Prof. DI Dr Harald Vacik, BOKU Wien

© 2024 Adobe Stock,Ao. Univ. Prof. DI Dr Harald Vacik, BOKU Wien

© 2024 Adobe Stock,Ao. Univ. Prof. DI Dr Harald Vacik, BOKU Wien

Präventive Maßnahmen sinnvoll

In den heute bereits gefährdeten Gebieten oder auch in Regionen, wo es aufgrund der veränderlichen Umweltbedingungen zu einer erhöhten Waldbrandgefahr kommen kann, sind präventive Maßnahmen sinnvoll. Viele waldbauliche Maßnahmen die in Hinblick auf einer verbesserte Widerstandskraft der Wälder und eine erhöhte Resilienz nach Störungen im Klimawandel gesetzt werden, können auch die Waldbrandgefahr reduzieren oder intensive Brände verhindern.

Eine standortgerechte Mischung von Baumarten und die Erhöhung des Laubholzanteils kann einerseits die Entstehungsgefahr reduzieren und andererseits kann auch ein Laubholzstreifen eine natürliche Barriere bei der Ausbreitung des Feuers bilden. Die Erhaltung der Überschirmung und günstiges (feuchtes) Kleinklima im Bestand durch Naturverjüngungsbetrieb und eine entsprechende Waldrandpflege können die Gefahr für Austrocknung und damit die Gefahr zur Entstehung von Bränden reduzieren.

In Gefährdungslagen (u.a. südexponierte Nadelholzreinbestände mit hohem Kiefernanteil, hohe menschliche Aktivität, Dichte an kritischer Infrastruktur und Siedlungen) sind auch besondere Maßnahmen sinnvoll, um das Entstehen von Feuerleitern (u.a. lange Totastzone bei Bäumen, Sträucher) und in Folge einen Kronenbrand zu vermeiden. Auch das Totholzmanagement muss vor Ort kritisch geprüft werden, vor allem feines Material, Wipfel und Dürrlinge sind aufgrund der erhöhten Entzündungs- und Ausbreitungsgefahr zu vermeiden. Es sind allerdings immer die Vorteile und möglichen Gefahren in steilem Gelände von liegenden und stehenden Totholz abwägen (u.a. Unterstützung der Naturverjüngung und Steinschlagschutz).

 

Renaturierung nach einem Brand

Bei der Renaturierung von Waldbrandflächen sind die unterschiedlichen Sukzessionspfade und Dauer zur Regeneration des Waldes in Abhängigkeit von Standort, Vegetation und Brandintensität bei der Planung von Maßnahmen zu beachten. Oft ist eine rasche Aussaat mit einer angepassten Grasmischung oder die Pflanzung von Sträuchern und Bäumen nur bei einem intensiven Vollbrand notwendig, da bei Bodenfeuern mit geringer Intensität die Samenbank im Oberboden nicht vollständig zerstört wird und es zu einer raschen Wiederbesiedlung kommt.

Es sollten auch nur Individuen mit einer geringer Überlebenswahrscheinlichkeit unmittelbar nach Brand entfernt werden und die Entwicklung hinsichtlich Mortalität, Verjüngungsentwicklung, Wildverbiss, sekundäre Naturgefahren und biologische Schädlinge (Borkenkäfer, Pilze) laufend beobachtet werden.

Waldbrand - Gefahr für den Wald
Projekt CONFIRM - Waldbrandgefahr durch Satelliten einschätzen
Waldbrände: Eine zunehmende Bedrohung für Österreichs Wälder

Zum Nachlesen

Weitere Informationen

Quellen

  • Ao. Univ. Prof. DI Dr Harald Vacik
    Ao. Univ. Prof. DI Dr Harald Vacik arbeitet am Institut für Waldbau an der BOKU in Wien.

Rechte & Produktion

© 2024 Ao. Univ. Prof. DI Dr Harald Vacik und waldgeschichten.com  –  Die österreichischen Familienwaldbetriebe & Österreichischer Forstverein  –  Unterstützt durch den Holzinformationsfonds der Landwirtschaftskammer Österreich.

Redaktion

Wir haben sorgfältig recherchiert und Informationen zusammengetragen. Wenn ihnen dennoch etwas auffällt, was sie ändern würden oder etwas zu ergänzen wäre, bitten wir sie, Kontakt mit uns aufzunehmen. Wir freuen uns über ihre Rückmeldung und Anregungen.

redaktion@waldgeschichten.com