© 2024 Adobe Stock, Stefa

Holz statt Öl: Nachhaltige Treibstoffe aus Biomasse

Mitten in der steirischen Waldlandschaft entsteht in Zeltweg das Advanced Bioenergy Lab (ABL), ein zukunftsweisendes Forschungsprojekt, das neue Maßstäbe in der Nutzung von Holz und anderen Biomasseressourcen setzt. Ab 2025 wird hier eine Anlage gebaut, die erstmals unter realen Bedingungen Holzdiesel und Holzgas herstellt – ein Meilenstein für die Energiewende und die regionale Wertschöpfung.

Innovatives Verfahren der TU Wien ermöglicht effiziente Holzdieselproduktion

Die Herstellung des umweltfreundlichen Holzdiesels basiert auf einem hochmodernen Verfahren, das an der Technischen Universität (TU) Wien entwickelt wurde. Dieses Verfahren, bestehend aus der sogenannten Zweibettwirbelschicht-Gaserzeugung und der Fischer-Tropsch-Synthese, wandelt Holzabfälle und andere biogene Rohstoffe in flüssige Kraftstoffe um. Damit stellt das ABL eine wertvolle Alternative zu fossilen Brennstoffen bereit, die ohne technische Anpassungen in herkömmlichen Motoren genutzt werden können.

 

Gaserzeugung aus heimischen Rohstoffen

In einem ersten Schritt wird Biomasse wie Waldhackgut oder Rinde in einem Reaktor zu Synthesegas verarbeitet. Dabei kommt ein besonders flexibler Prozess zum Einsatz, der neben Holz auch andere regionale Reststoffe wie Stroh verwerten kann. Eine zweite Kammer verbrennt verbleibende Feststoffe, um die notwendige Wärme für den Entgasungsprozess bereitzustellen – ein Verfahren, das höchste Effizienz und ökologische Nachhaltigkeit vereint. „Durch die thermo-chemische Gaserzeugung mit anschließender Synthese erreichen wir derzeit die höchste Effizienz bei der Holzdieselproduktion,“ erklärt Universitätsprofessor Hermann Hofbauer, einer der führenden Wissenschaftler an der TU Wien.

 

Vom Gas zum Treibstoff

Das im ersten Schritt erzeugte Synthesegas wird in der Fischer-Tropsch-Synthese in Holzdiesel umgewandelt. Hierbei wird das Gas durch einen speziellen Katalysator in lange Kohlenwasserstoffketten transformiert, die zu Diesel veredelt werden können. Ein großer Vorteil dieses Holzdiesels ist, dass er direkt in bestehenden Fahrzeugen, Maschinen und Traktoren verwendet werden kann – ohne aufwendige Anpassungen und Umrüstungen. Zudem emittiert der grüne Treibstoff weitaus weniger CO2 und Feinstaub als herkömmlicher Diesel und leistet so einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz.

 

Ein „Reallabor“ für die Zukunft der Energieversorgung

Mit dem Advanced Bioenergy Lab etabliert Österreich ein „Reallabor“ für erneuerbare Energiequellen, das speziell auf den industriellen Maßstab ausgerichtet ist. Die gewonnene Praxis in der Anwendung wird es ermöglichen, die Holzdieseltechnologie weiter zu verbessern und für eine großflächige Nutzung zu skalieren. Das Projekt unterstreicht den regionalen Nutzen der Biomasseverwertung: Reststoffe aus der Land- und Forstwirtschaft können hier für eine lokale Energieproduktion genutzt werden, was nicht nur die Umwelt entlastet, sondern auch die wirtschaftliche Autonomie stärkt.

 

Fazit

Projekte wie das ABL zeigen, dass die regionale Biomasse ein enormes Potenzial hat, um fossile Energiequellen nachhaltig zu ersetzen und Österreichs Energiewende aktiv voranzutreiben. Die zukunftsweisende Arbeit der TU Wien und die innovative Holzdieselproduktion in Zeltweg markieren wichtige Schritte auf dem Weg zu einer grüneren, unabhängigen Energiezukunft für das Land.

Zum Weiterlesen

Ohne menschliche Bewirtschaftung – zusätzliches Kohlenstoffspeicherpotential im Wald gering
Unser Wald der Zukunft - Klimaschutz durch Holznutzung und aktiven Waldumbau
Die Bedeutung der Waldbewirtschaftung für den Artenschutz von Gefäßpflanzen

Zum Nachlesen

Rechte & Produktion

© 2024 waldgeschichten.com  –   Die österreichischen Familienwaldbetriebe & Österreichischer Forstverein  –  Unterstützt durch den Holzinformationsfonds der Landwirtschaftskammer Österreich.

Redaktion

Wir haben sorgfältig recherchiert und Informationen zusammengetragen. Wenn ihnen dennoch etwas auffällt, was sie ändern würden oder etwas zu ergänzen wäre, bitten wir sie, Kontakt mit uns aufzunehmen. Wir freuen uns über ihre Rückmeldung und Anregungen.

redaktion@waldgeschichten.com