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Der Winterwald ist ein Ort, an dem die Zeit stillzustehen scheint. Die Welt wird leiser, der Schnee dämpft die Geräusche und die klare, kalte Luft bringt eine belebede Frische mit sich. Inmitten dieser Ruhe wird der Wald zu einem Zufluchtsort für Menschen, die dem hektischen Alltag entfliehen und neue Kraft schöpfen möchten. Ein Spaziergang durch den verschneiten Wald, das Knirschen der Schritte im Schnee, der Blick auf mit Raureif überzogene Bäume – all das schenkt Momente des Durchatmens und Staunens. Hier scheint die Natur still und friedlich, als würde sie innehalten, um Energie für den Frühling zu sammeln.

Doch hinter dieser winterlichen Idylle verbirgt sich eine andere, ebenso faszinierende Seite des Waldes. Der Winter ist die traditionelle Zeit für die Holzernte – eine jahrhundertealte Tradition …. eine Praxis, die tief in der Geschichte der Forstwirtschaft verwurzelt ist. Seit jeher nutzen Waldbesitzer:innen und Förster:innen die Wintermonate, um die Bäume zu schlagen. Der Frost macht die Böden tragfähig, die Schneedecke erleichtert das Ziehen der schweren Stämme und die Bäume stehen in dieser Zeit nicht im Saft – ideale Bedingungen, um Holz von höchster Qualität zu gewinnen. Besonders das sogenannte Mondholz, das nach speziellen Mondphasen geschlagen wird, hat in der Forstwirtschaft einen besonderen Ruf und wird für seine Robustheit und Langlebigkeit geschätzt.

Dieser Einklang von Ruhe und Tradition, von Erholung und wirtschaftlicher Nutzung, macht den Winterwald zu einem ganz besonderen Ort. Während wir die stillen Wege und die klare Luft genießen, arbeiten Förster:innen daran, die Zukunft des Waldes zu sichern. Nachhaltigkeit ist dabei nicht nur ein Schlagwort, sondern gelebte Praxis. Holz, das im Einklang mit der Natur gewonnen wird, und der achtsame Umgang mit den Ressourcen des Waldes tragen dazu bei, dass dieser einzigartige Ort auch in den kommenden Generationen seine Rolle als Erholungsraum und wirtschaftliche Ressource erfüllen kann.

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Wie der Wald den Winter nutzt

Im Winter zieht sich der Wald in eine wohltuende Ruhepause zurück. Die Bäume senken ihren Stoffwechsel, sparen Energie und schützen sich vor den Herausforderungen der frostigen Jahreszeit. Ohne die Verdunstung durch Blätter und mit einem von Kälte durchdrungenen Boden stellt sich die Natur auf einen Überlebensmodus ein. Diese Phase der Winterruhe ist entscheidend, um Schäden durch Frost zu vermeiden und gleichzeitig die Basis für das kommende Wachstum im Frühling zu schaffen.

 

Ein Kreislauf der Erholung und Vorbereitung

Der Winter ist für den Wald eine wichtige Zeit im Jahreskreislauf. Es ist die Zeit der Erholung und auch die Phase intensiver Vorbereitung. Während die sichtbare Vegetation ruht, arbeiten die Baumwurzeln tief im Verborgenen. Sie stabilisieren den Boden, speichern Wasser und sammeln wichtige Nährstoffe für den kommenden Wachstumsschub. Die Böden regenerieren sich und junge Triebe harren geduldig aus, um mit den ersten warmen Sonnenstrahlen zu erwachen. Diese stille Anpassung macht den Wald zu einem Sinnbild für Resilienz – ein Ort, an dem Erholung und Stärke untrennbar miteinander verbunden sind.

 

Der Winterwald: Ruhe finden, Kraft schöpfen

Auch für uns Menschen wird der winterliche Wald zu einem Spiegel dieser Ruhe. Ein Spaziergang durch die glitzernde Schneelandschaft, das Knirschen des Schnees unter den Füßen, die klare, kalte Luft – all das lädt dazu ein, innezuhalten und die Hektik des Alltags loszulassen. In der Weite des Waldes spüren wir die Kraft der Stille und finden Momente, in denen wir ganz im Hier und Jetzt verweilen können. Der Wald zeigt uns eindrucksvoll, wie wichtig es ist, innezuhalten, um neue Energie zu schöpfen. Er lehrt uns, dass Zeiten der Regeneration unverzichtbar für ein gestärktes und ausgewogenes Leben sind.

Spaziergänge im Winterwald
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Der Winterwald als Lebensraum: Herausforderung für viele Waldbewohner

Der Winterwald ist ein Ort der Stille – doch für seine tierischen Bewohner eine Zeit voller Herausforderungen. Wenn der Schnee den Boden bedeckt und Nahrung knapp wird, müssen Wildtiere ihren Energieverbrauch sorgfältig anpassen, um zu überleben. Mit beeindruckenden Strategien meistern sie die kalte und entbehrungsreiche Jahreszeit und passen sich an die Bedingungen ihres Lebensraumes an.

Einige Tiere wie Igel und Fledermäuse ziehen sich vollständig zurück und verbringen den Winter im Winterschlaf. Andere, wie Rehe, gehen in eine Winterruhe über: Sie senken ihre Herzfrequenz, bewegen sich nur minimal und nutzen so ihre Energiereserven effizient. Diese Form der Anpassung ermöglicht es ihnen, auch bei kargen Bedingungen im Winterwald zu überleben.

Für viele Bewohner des Waldes bleibt der Winter jedoch eine aktive Zeit. Vögel wie Meisen suchen unermüdlich nach energiereicher Nahrung, während sie ihr Gefieder nutzen, um Wärme zu speichern. Eichhörnchen verlassen sich auf ihre Vorräte, die sie im Herbst in Baumhöhlen oder unter der Erde versteckt haben. Füchse und Wildschweine durchstreifen die verschneiten Wälder, stets auf der Suche nach Futter.

So überwintern die Waldbewohner
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Achtsamkeit im Winterwald: Rücksicht auf die Tierwelt

Im Winter ist die Ruhe des Waldes für Wildtiere überlebenswichtig. Jede unnötige Störung kann sie dazu zwingen, kostbare Energiereserven zu verbrauchen, die sie dringend für die kalte Jahreszeit benötigen. Um den Tieren ihren geschützten Lebensraum zu erhalten, ist ein achtsames Verhalten von Waldbesucher:innen besonders wichtig.

  • Markierte Wege nutzen: Das Verlassen der Wege kann Tiere in ihren Rückzugsorten stören. Bleiben sie auf den ausgewiesenen Pfaden, um die sensiblen Bereiche des Waldes zu schützen.
  • Hunde anleinen: Hunde können Wildtiere aufscheuchen oder sogar verfolgen. Ein angeleinter Hund trägt dazu bei, die Ruhe im Wald zu bewahren.
  • Ruhig verhalten: Vermeiden sie lautes Rufen oder andere störende Aktivitäten, um die natürliche Ruhe des Waldes zu bewahren.

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Im Winter kehrt der Wald in eine Phase der Ruhe und Erholung ein, doch genau diese Zeit bietet auch ideale Voraussetzungen für die nachhaltige Forstwirtschaft. Die winterliche Vegetationspause ermöglicht es, Holz von besonders hoher Qualität zu ernten, ohne das Wachstum der Pflanzenwelt zu beeinträchtigen.

 

Traditionelle Holzernte: Warum der Winter ideal ist

Die Winterholzernte ist seit Generationen ein unverzichtbarer Bestandteil der heimischen Forstwirtschaft und eng mit der Kultur und Geschichte der Region verbunden. Schon immer war der Winter für die Bauern die Zeit, sich dem Wald zu widmen. Während der Sommer der Feldarbeit vorbehalten war, nutzten sie die ruhigen Wintermonate, um Holz zu schlagen – damals eine mühsame, aber unverzichtbare Aufgabe.

Die kalte Jahreszeit bietet optimale Bedingungen für die Holzernte, und das aus gutem Grund. In den Wintermonaten ruht die Vegetation, und die Bäume stehen „nicht im Saft“. Ihr Wassergehalt ist in dieser Phase besonders niedrig, was das Holz langlebiger, stabiler und weniger anfällig für Verformungen macht. Dieses hochwertige „Winterholz“ wird seit jeher für Bauholz, Möbel oder langlebige Konstruktionen wie Dachstühle geschätzt.

Darüber hinaus bringt der Winter praktische Vorteile mit sich: Der gefrorene Boden bietet beste Bedingungen für den Einsatz von Maschinen, da die Bodenverdichtung minimiert wird, und erleichtert so schonende Eingriffe. Die Schneedecke wird genutzt, um gefällte Baumstämme effizient zu transportieren. Was früher – teilweise auch heute noch – mit Pferden und Schlitten geschah, übernehmen heute moderne Maschinen – ebenfalls unter Rücksichtnahme auf die Schonung des Bodens.

Die Winterruhe des Waldes ermöglicht eine Holzernte, die sich harmonisch in den natürlichen Kreislauf einfügt. Sie bewahrt das Wachstum der Pflanzenwelt, stärkt den Wald durch gezielte Eingriffe und verbindet traditionelles Wissen mit nachhaltiger Praxis und moderner Technik.

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Kennen sie Mondholz? Auch dieses besondere Holz wird seit Jahrhunderten in den Wintermonaten geerntet und gilt aufgrund seiner außergewöhnlichen Eigenschaften als einzigartig.

 

Mondholz: Eine jahrhundertealte Tradition

Die Gewinnung dieses besonderen Holzes beruht auf der jahrhundertealten Überzeugung, dass die Mondphasen die Eigenschaften des Holzes beeinflussen. Mondholz wird traditionell in der Zeit des abnehmenden Mondes geschlagen, da das Holz dann weniger Wasser enthält und dadurch noch widerstandsfähiger wird. Holzexpert:innen und Handwerker:innen nutzen Mondholz bevorzugt für Projekte, die über Generationen Bestand haben sollen – beispielsweise Dachstühle oder Brücken. Auch im Möbelbau genießt es einen hervorragenden Ruf, da es nicht nur robust und funktional, sondern auch ästhetisch überzeugt.

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Vom Wald ins Wohnzimmer: Der Weihnachtsbaum

Neben der traditionellen Holzernte und der Gewinnung von Mondholz hat der Weihnachtsbaum eine ganz besondere Bedeutung. Während Bauholz und Mondholz für langlebige Bauwerke oder Möbel vorgesehen sind, bringt der Weihnachtsbaum die Schönheit des Waldes direkt in unsere Wohnzimmer und schafft eine festliche Atmosphäre.

Traditionell werden Weihnachtsbäume im Spätherbst oder frühen Winter gefällt, wenn sie sich in ihrer natürlichen Ruhephase befinden. Diese Sorgfalt bewahrt ihre Frische und sorgt dafür, dass sie über die gesamte Weihnachtszeit hinweg ihre Pracht behalten. Der Weihnachtsbaum steht für eine tiefe Verbindung zwischen Mensch und Natur – eine Tradition, die Hoffnung und Erneuerung symbolisiert und in der festlichen Jahreszeit Gemeinschaft und Wärme in den Mittelpunkt rückt. Ein lebendiges Stück Wald, das unsere Feiertage erstrahlen lässt.

 

Warum Weihnachtsbäume aus der Region eine gute Wahl sind

Regional angebaute Weihnachtsbäume stammen aus nachhaltig bewirtschafteten Kulturen, die mit großer Sorgfalt gepflegt werden. Die heimische Christbaumbauern widmen sich der Aufzucht und Pflege der Bäume über viele Jahre hinweg. Sie kümmern sich um das Wachstum, achten auf die Qualität und Form und setzen auf nachhaltige Praktiken.

Ein besonderes Merkmal regionaler Weihnachtsbäume ist die sogenannte „Qualitätsschleife“, die garantiert, dass der Baum aus österreichischer Produktion stammt. Jedes Bundesland hat seine eigene Weihnachtsbaumschleife oder Banderole, anhand derer nachvollzogen werden kann, von welchem Weihnachtsbaumbauern der Baum stammt.

 

So bleibt ihr Weihnachtsbaum lange frisch

Damit der Weihnachtsbaum seine Schönheit während der gesamten Festtage bewahrt, ist die richtige Pflege entscheidend. Nach dem Kauf sollte der Baum kühl und feucht gelagert werden – idealerweise im Freien oder in einem kühlen Raum. Bevor er ins Wohnzimmer kommt, empfiehlt es sich, den Baum in einen Ständer mit Wasserreservoir zu stellen. So bleibt er länger frisch und hält seine Nadeln auch in der warmen Umgebung des Hauses.

 

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Nachhaltige Waldbewirtschaftung – auch im Winter unverzichtbar

Die nachhaltige Waldbewirtschaftung im Winter ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die vor allem von den heimischen Waldbesitzer:innen mit großer Sorgfalt wahrgenommen wird. In Österreich, wo rund 80 Prozent der Wälder in Kleinbesitz stehen, kümmern sich viele Familienbetriebe seit Generationen um die Pflege und Erhaltung ihres Waldes.

 

Gezielte Maßnahmen für gesunde und stabile Wälder

Auch im Winter wird der Wald gezielt bewirtschaftet, um seine Gesundheit und Stabilität zu fördern. Die Holzernte erfolgt in dieser Zeit, da die Bäume weniger Wasser enthalten, was die Holzqualität erhöht. Durchforstungsmaßnahmen sorgen dafür, den verbleibenden Bäumen mehr Raum und Licht zum Wachsen zu geben. Dies stärkt die Waldstruktur und fördert das langfristige Gleichgewicht des Ökosystems. Der gefrorene Boden begünstigt auch den schonenden Einsatz von Maschinen, während zurückgelassene Äste und Laub als natürliche Nährstoffquelle dienen und die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens fördern.

Darüber hinaus werden klimafitte Baumarten durch gezielte Pflege und Vorbereitung unterstützt, um die Resilienz des Waldes gegenüber Wetterextremen zu stärken. Ist der Wildstand zu hoch, werden junge Bäume, die besonders anfällig für Wildverbiss sind, mit Schutzzäunen oder speziellen Anstrichen gesichert, um ein gesundes Wachstum zu gewährleisten.

Diese Maßnahmen zeigen, wie wichtig die nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes auch im Winter ist. Sie hilft, die vielfältigen Funktionen des Waldes – als Lebensraum, Klimaschützer und Erholungsort – zu bewahren und ihn gleichzeitig auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.

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