Der Tiroler Wald hat den Winter 2024/25 verhältnismäßig gut überstanden – zumindest auf den ersten Blick. Schneebruch, Lawinen und Sturmschäden blieben heuer aus. Doch was auf den ersten Blick wie ein glimpflicher Verlauf wirkt, birgt eine andere, stille Gefahr: die anhaltende Trockenheit.
„Was fast gänzlich gefehlt hat, ist die Winterfeuchte“, sagt Landesforstdirektor Josef Fuchs im Interview mit dem ORF Tirol. Gerade in den Monaten, in denen sich der Wasserhaushalt im Boden auffüllen sollte, blieben die Niederschläge aus. Für die Vitalität des Waldes und die Frühjahrsaufforstung sei das „ein absolutes Minimum“ gewesen.
Durstige Bäume – jung wie alt
Die Lage ist ernst. Besonders junge Bäume auf Aufforstungsflächen sind auf Feuchtigkeit aus den oberen Bodenschichten angewiesen – Wasser, das derzeit fehlt. Doch auch ältere Bäume leiden. Sie müssen mit ihren Wurzeln tief ins Erdreich vordringen, um an das Grundwasser zu gelangen. Bleibt auch im Frühjahr der große Regen aus, ist der nächste Stressfaktor programmiert: der Sommer.
Borkenkäfer auf dem Radar
Ein weiterer Grund zur Sorge: der Borkenkäfer. Zwar habe die kühle Witterung im Frühjahr den Schädling in Schach gehalten – ganz Entwarnung gibt es aber nicht. Vor allem in Osttirol sei das Problem nach wie vor präsent. „Mit dem Ausräumen des befallenen Holzes kommt man kaum nach“, sagt Fuchs. Man setze auf intensives Monitoring. „Die Waldaufseher sind angewiesen, sofort zu handeln“, erläutert Fuchs. „Sie entfernen den Borkenkäfer, wo es geht, ansonsten werden die Bäume entrindet.“
Bald vier Millionen Bäume bis Ende des Jahres
Und doch wird unermüdlich aufgeforstet: Allein in Osttirol werden zwischen 2023 und bis Ende 2025 rund 3,9 Millionen Bäume gepflanzt sein. Der Fokus liegt auf Schutzwäldern, dann folgen Wirtschaftswälder. Fichten machen rund die Hälfte aus, gefolgt von Lärchen. Wo es die Höhenlage erlaubt, werden Zirben und Kiefern gesetzt, in tieferen Lagen Laubbäume.
Die nächsten Wochen entscheiden, wie der Tiroler Wald in den Sommer geht: vital oder geschwächt. Und ob der Föhn einmal mehr das ersehnte Italientief vertreibt, das endlich Regen bringen könnte.
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