Die Klimakrise ist eine der größten menschenrechtlichen Herausforderungen unserer Zeit und hat bereits heute unmittelbare Folgen für die Menschen, vor allem durch Extremwetterereignisse. Seit Beginn der Messungen im Jahr 1880 wurden die zehn wärmsten Jahre erst seit 2013 gemessen – 2022 war das wärmste. Der bekannte Meteorologe Mag. Andreas Jäger referierte beim 7. Vorarlberger Agrarforum: Er sieht in der Forst- und Landwirtschaft einen Königsweg in Sachen Klimaschutz.
In seinem Vortrag ging Mag. Andreas Jäger auf die Klimaveränderung und deren Ursachen und Auswirkungen ein. Gerade im alpinen Raum sieht der Experte große Gefahren. „Auf den Alpen ist der Klimawandel extrem spürbar. Die Alpen sind der Wasserturm Europas, denn ohne sie gibt es keinen Rhein, keine Donau und keinen Po. Wenn die Alpen ihre Fähigkeit verlieren, Schnee zu speichern, drohen diese Flüsse auszutrocknen. Wenn es im Winter weniger schneit und mehr regnet, ist das Depot weg. Die Alpen sind also von immenser Bedeutung für ganz Europa“, erklärte Jäger.
Das Wetter in Europa wird maßgeblich vom sogenannten Westwindband, das über den Atlantik hereinströmt, bestimmt. In diesem Band wechseln sich Hochs und Tiefs wie in einer Sinuskurve regelmäßig ab, aber diese Kurven werden größer und länger und somit werden die Wetterphasen intensiver und länger. War früher so ein Zyklus ungefähr drei Tage lang, können es heute Wochen sein. Dieses Phänomen hat in den letzten 20 Jahren stark zugenommen. „Wir müssen also den Treibhauseffekt so schnell wie möglich abschwächen, und das geht nur mit der radikalen Reduzierung des CO2-Ausstoßes“, forderte der Meteorologe und weiter: „Alles, was wir heute in Angriff nehmen, braucht 20 Jahre, bis es Wirkung zeigt, das heißt, die nächsten zwei Jahrzehnte werden schlimmer, auch wenn wir sofort handeln. Dann sollte sich das Klima wieder stabilisieren.“
Praktische Beispiele für eine intelligente Klimapolitik sieht Jäger viele. So auch in der Land- und Forstwirtschaft. „Schon heute erzeugen viele Betriebe nachhaltige Energie- und Baustoffe, erzeugen Strom und können sogar CO2 in Form von Pflanzenkohle wieder in den natürlichen Kreislauf einbringen. Die Land- und Forstwirtschaft kann den eigenen CO2-Ausstoß nicht nur kompensieren, sondern zusätzlich CO2 binden. Das ist einfach und genial zugleich“, begeisterte sich der Experte.
So hat der Forst ein unglaubliches Potenzial zur Bindung von CO2. „Eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder und die Nutzung dieses nachhaltigen Bau- und Energiestoffs sind ein Gebot der Stunde. Das Holz bindet CO2 als Baum und als Gebäude. Und wird ein Gebäude abgerissen, kann man es als Biokohle wieder recyceln, vorausgesetzt, es ist nicht mit Lacken und Farben behandelt worden. In der Holzvergasung, der sogenannten Pyrolyse, werden Wärme, Strom und Pflanzenkohle gewonnen und in dieser Kohle sind wiederum etwa 50 Prozent des im Wachstum aufgenommenen CO2 gebunden. Ich sehe in der Land- und Forstwirtschaft einen Königsweg in Sachen Klimaschutz,“ so Jäger.
Wald und Holz sind im Kampf gegen den Klimawandel wahre „Game-Changer“
Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und Nutzung von Holz hat eine größere Klimaschutzfunktion als ein naturbelassener Wald. Bewirtschafteter Wald speichert langfristig mehr CO2 pro Hektar und Jahr als nicht bewirtschafteter Wald.
Ein Baum entnimmt während seines Wachstums bei der Photosynthese dem Kohlendioxid der Luft den Kohlenstoff, nimmt aus dem Wasser des Bodens Nährstoffe auf und baut so das organische Material Holz auf. Mithilfe von Licht wird das energiearme Kohlendioxid-Molekül (CO2) in ein energiereiches Kohlenstoffatom (C) und ein energiereiches Sauerstoffmolekül (O2) zerlegt. Der Sauerstoff wird wieder an die Umgebung abgegeben. Der Kohlenstoff hingegen dient dem organischen Aufbau des Baumes und bleibt für seine gesamte Lebensspanne gebunden. In jedem Kubikmeter Holz ist eine Tonne CO2 gespeichert!
Durch die Nutzung von Holz wird CO2 langfristig gespeichert, zusätzlich werden klimaschädliche Baustoffe und Energieträger ersetzt, das bringt weiter CO2-Vermeidungen und verbessert die Aktivbilanz im Kampf gegen den Klimawandel.
Österreichs Wälder werden seit vielen Generationen von verantwortungsvollen Waldbesitzer:innen nachhaltig so bewirtschaftet, dass sie sowohl ihren Aufgaben als Lebensraum für Pflanze, Tier und Mensch, als Schutzfaktor vor Naturgefahren, als Filter für Luft und Wasser, als auch als Produktionsstätte des nachhaltigen Rohstoffes Holz gerecht werden können. Nur gut gepflegte und bewirtschaftete Wälder sind auch in der Lage, die multifunktionellen Leistungen des Waldes für Umwelt, Gesellschaft und Klima zu erbringen.
Holzverwendung als Beitrag zum Klimaschutz
Die Rolle der Holzernte im Kohlenstoffkreislauf
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