Die Erde erwärmt sich rapide, die Gefahr einer „Heiß-Zeit” mit dramatischen Folgen für die Menschheit wächst weiter. Die Stabilisierung des Klimas ist die größte Herausforderung des Jahrhunderts. Das Pariser Klimaabkommen von 2015 hat völkerrechtlich festgelegt, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Der Weltklimarat rät jedoch, die Grenze möglichst bei +1.5 Grad Celsius zu ziehen. Hinter diesen Zielwerten steckt fundierte wissenschaftliche Forschung.
In unserem neuen Fachbeitrag widmet sich Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joachim Schellnhuber der Klimastabilisierung mit Themen der Schaffung natürlicher und künstlicher Kohlenstoffsenken und dem Faktor „Gebaute Umwelt“ in der Klimagleichung, der bislang nicht angemessen berücksichtigt wurde, denn
durch die Errichtung, Nutzung sowie den Rückbau von Gebäuden und Infrastrukturen ist der Bausektor für rund 40 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Es geht quasi um den „Elefanten“ im Klimaraum. In Deutschland werden Ein- und Zweifamilienhäuser noch zu 80 Prozent aus Stahlbeton oder Ziegel unter enormem Einsatz fossiler Energien gebaut. Etwa 11 Prozent der globalen Emissionen gehen direkt auf das Konto der Betonproduktion. Das ist knapp der fünffache Klimaeffekt des gesamten Flugverkehrs, der weltweit zu 2 bis 3 Prozent der Treibhausgasemissionen beiträgt.
Wenn wir die gebaute Umwelt nicht in die Klimagleichung einbeziehen, haben wir keine Chance, die 2-Grad-Linie von Paris zu halten. Wir können die Emissionen aus dem Bausektor weitgehend vermeiden und sogar so bauen, dass wir CO2 aus der Atmosphäre herausholen. Wenn wir Städte und Siedlungen mit organischer Architektur errichten und renovieren, können wir die gebaute Umwelt zu einer mächtigen Kohlenstoffsenke umgestalten. Holz muss zum wichtigsten Rohstoff für den Gebäudesektor werden.
Vor allem beim Bauen in den Städten wird der Klimaschutz entschieden. Würden wir die bis 2050 erwartete zusätzliche Weltbevölkerung von etwa 2 Milliarden Bürgern zu 90 Prozent in Stahlbetongebäuden und nur zu 10 Prozent in Holzgebäuden unterbringen, würde dies zusätzliche Emissionen von 71 Gigatonnen CO2äq verursachen. Würden die für diese Menschen benötigten neuen urbanen Gebäude dagegen zu 90 Prozent in Holzbauweise errichtet, würden 75 Gigatonnen CO2äq dauerhaft gespeichert und nur 7 Gigatonnen – also nur ein Zehntel der Emissionen – ausgestoßen. [Weiterlesen – Klimastabilisierung braucht negative Emissionen]
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