Die durch den Borkenkäfer verursachten Schadholzmengen haben sich 2022 österreichweit fast verdoppelt. Laut dem Bundesforschungszentrum für Wald betrugen die Borkenkäferschäden im vergangenen Jahr 3.75 Millionen Vorratsfestmeter. Das sind um 90 Prozent mehr als 2021 und entspricht dem dritthöchsten Wert, der je in Österreich erfasst wurde.
Anstieg der Schadholzmengen durch Borkenkäfer
2022 lag der Schadensschwerpunkt südlich des Alpenhauptkammes: Das stärkste Plus, die sechsfache Menge gegenüber dem Vorjahr, gab es neuerlich in Tirol (1.28 Millionen Vorratsfestmeter), wobei der allergrößte Teil der Schäden in Osttirol anfiel. Im Bezirk Lienz betrug die Schadholzmenge sogar das Zehnfache (1.13 Millionen Vorratsfestmeter). In Kärnten verdoppelte sich die Käferholzmenge auf 760.000 Vorratsfestmeter, das Zentrum war der Bezirk Spittal an der Drau mit einer Versechsfachung der Schäden (400.000 Vorratsfestmeter).
Auch in anderen Bundesländern war ein Anstieg festzustellen, wenn auch nicht so groß: Salzburg folgt mit plus 83 % (280.000 Vorratsfestmeter), Steiermark mit plus 45 % (667.000 Vorratsfestmeter) und Oberösterreich mit plus 27 % (320.000 Vorratsfestmeter). (Quelle: BFW)
Auswirkungen des Klimawandels
Schäden durch Borkenkäfer nehmen zu
Der Klimawandel und seine Auswirkungen wie erhöhte Temperaturen, lange Perioden ohne Regen und Trockenheit gefährden den Wald und machen ihn dadurch schwächer und anfälliger für den Befall durch Borkenkäfer. Dazu kommt, dass durch extremere Wetterereignisse oft viel totes Brutholz zur Verfügung steht.
2022 war das zweitwärmste Jahr der Messgeschichte, mit hohen Regen- und Schneedefiziten. Die höheren Temperaturen sorgen für günstige Entwicklungsbedingungen der Käfer.
Borkenkäferentwicklung ist temperaturabhängig
Die Entwicklung vom Ei zum Käfer verläuft temperaturabhängig und dauert ungefähr sechs bis acht Wochen. Das zunehmend wärmere Klima fördert dieses Schadinsekt in seiner Entwicklung, verbessert seine Brutbedingungen – die Gefahr einer Massenvermehrung steigt.
So benötigt beispielsweise der Buchdrucker für die Entwicklung vom Ei bis zum Käfer bei einer Durchschnittstemperatur von 19 °C etwas mehr als sieben Wochen, bei durchschnittlich 24 °C jedoch nur mehr fünf Wochen. Deshalb bildet er in tieferen Lagen meist zwei, in Hochlagen dagegen nur eine Generation aus. Erhöht sich die Temperatur um 4 °C benötigt der Fichtenborkenkäfer nur mehr die halbe Zeit je Generation.
Durch die prognostizierten klimatischen Veränderungen verlängert sich der Zeitraum, in dem sich die Borkenkäfer entwickeln können. Demzufolge können bis zu drei Generationen ausgebildet werden.
Vermehrungspotenzial (ohne Geschwisterbruten und Mortalität)
Ausgangsbestand 200 Buchdrucker ♀, jeweils 40 Nachkommen (♀ : ♂ = 1:1):
Eltern: 200 ♀ + 200 ♂
⇒ 1. Gen: 8.000 Käfer (davon 4.000 ♀ + 4.000 ♂)
⇒ 2. Gen: 160.000 Käfer (davon 80.000 ♀ + 80.000 ♂)
⇒ 3. Gen: 3.2 Mio. Käfer (davon 1.6 Mio. ♀ + 1.6 Mio. ♂)
Großen Herausforderungen für Waldbesitzer:innen
Die österreichischen Waldbesitzer:innen stehen vor großen Herausforderungen. Die wirksamsten Maßnahmen, um eine Massenvermehrung dieses Schädlings zu verhindern, liegen in der aktiven Waldbewirtschaftung und Waldpflege.
Aktuell hat – neben einer raschen Aufarbeitung und Beseitigung des frisch befallenen Schadholzes – die konsequente Wiederbewaldung der Schadflächen mit klimafitten Baumarten die höchste Priorität.
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