© 2024 DI Thomas Leitner
Totholz – wichtiger Bestandteil in der multifunktionalen Waldbewirtschaftung
Ein Fachbeitrag von DI Thomas Leitner
Totholz, also abgestorbene Bäume und Baumteile, spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem Wald. Es ist von unschätzbarem Wert für die Biodiversität und das Funktionieren des Waldes.
Totholz bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Organismen. Viele Insektenarten, wie Käfer und Schmetterlinge, sind auf die Zersetzung von Holz angewiesen. Diese Insekten dienen wiederum als Nahrung für Vögel, Fledermäuse und andere Tiere. Einige Spechte, wie der Schwarzspecht, benötigen hohle Baumstämme als Brutplätze. In solchen Baumhöhlen finden auch andere Tiere wie Fledermäuse und Bilche Unterschlupf.
Ohne Totholz würden viele dieser Arten keine geeigneten Lebensräume mehr finden. Darüber hinaus spielen Pilze eine zentrale Rolle bei der Zersetzung von Totholz. Sie zersetzen das organische Material, setzen Nährstoffe frei und tragen zur Bodenbildung bei. Diese Nährstoffe werden von Pflanzen aufgenommen, was das Wachstum und die Vitalität des Waldes fördert. Totholz fungiert somit als ein natürlicher Nährstoffkreislauf.
Schattenspender und Wasserspeicher
Totholz trägt auch zur Regulierung des Wasserhaushalts im Wald bei. Es speichert Wasser und gibt es bei Trockenheit langsam wieder an die Umgebung ab. Dies ist besonders in Zeiten des Klimawandels von Bedeutung, da extreme Wetterereignisse wie Dürren häufiger werden. Zusätzlich beeinflusst Totholz das Mikroklima im Wald. Durch seine schattenspendende Wirkung kann es das Wachstum von Jungpflanzen fördern, indem es die Bodenfeuchtigkeit erhöht und die Bodentemperatur senkt. Dies schafft ideale Bedingungen für die Keimung und das Wachstum junger Bäume, was zur Verjüngung des Waldes beiträgt.
Unordnung ist gut für die Biodiversität
Oft wurde Totholz oder auch Astmaterial aus dem Wald entfernt, um ein „aufgeräumtes“ Bild zu erhalten. Man wollte sich keine Blöße gegenüber Erholungssuchenden oder Nachbarn geben, einen „schlampigen“ Wald zu haben. Glücklicherweise hat hier ein Umdenken stattgefunden und auch Erholungssuchende wissen mittlerweile um die Wichtigkeit von Totholz Bescheid. Viele Waldbesitzer:innen haben sich trotz solcher „übler“ Nachreden nicht beirren lassen und kontinuierlich den Totholzvorrat in den österreichischen Wäldern erhöht.
Wald & Biodiversität
Der Wald prägt die Landschaft in Österreich und beheimatet mehr als 67.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Eine besonders wichtige Komponente für die Biodiversität im Wald ist das Totholz. Abgestorbene Bäume und liegendes Holz bieten vielfältige Lebensräume und Nahrungsquellen für unzählige Organismen. So sind z. B. mehr als 1.300 Käferarten in Mitteleuropa auf Totholz angewiesen.
Aktives Totholzmanagement
Totholz ist fixer Bestandteil der aktiven Waldbewirtschaftung der österreichischen Familienwaldbetriebe. Dabei wird gezielt darauf hingearbeitet, Biodiversitäts-Hotspots zu schaffen und zu erhalten. Diese Hotspots fördern nicht nur die Artenvielfalt, sondern bieten auch wichtigen Lebensraum für gefährdete Arten. Durch die Schaffung solcher Lebensräume wird die Stabilität der Wälder gestärkt und ihre Resilienz gegenüber klimatischen Veränderungen erhöht.
© 2024 Adobe Stock, Eberhard
© 2024 Adobe Stock, Martina Berg
© 2024 Adobe Stock, dirk
Totholzvorrat hat sich in Österreich seit 1960 fast verdreifacht
Die Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur zeigen: Der Totholzvorrat hat sich in Österreich seit 1960 verdreifacht und beträgt rund 33 Vorratsfestmeter je Hektar. Österreich zählt damit zu den Spitzenreitern innerhalb der Europäischen Union.
Aktives Totholzmanagement
Totholz ist nicht nur ein Zufallsprodukt, sondern Teil der multifunktionalen Waldbewirtschaftung. Dort, wo aus phytosanitären Gründen und aufgrund der Verkehrssicherungspflicht nichts dagegenspricht, sollen Habitatbäume – meist große alte Bäume, mit besonderer Wuchsform, oft schon mit Höhlen versehen – vor der Endnutzungsphase markiert und dauerhaft der natürlichen Entwicklung überlassen werden. Nach Möglichkeit sollten sie in Gruppen ausgewiesen werden, um Altholzinseln zu erhalten. Laubholz ist bei der Auswahl besonders zu berücksichtigen.
Totholz ist weit mehr als nur „tote“ Biomasse. Es ist ein essenzieller Bestandteil des Waldökosystems, der unzählige Arten unterstützt, zur Stabilität und Gesundheit des Waldes beiträgt, um die Wälder für zukünftige Generationen zu erhalten.
Zum Nachlesen
Quellen
- DI Thomas Leitner
DI Thomas Leitner ist Fachreferent bei der Landwirtschaftskammer Österreich.
Rechte & Produktion
© 2024 DI Thomas Leitner und waldgeschichten.com – Die österreichischen Familienwaldbetriebe & Österreichischer Forstverein – Unterstützt durch den Holzinformationsfonds der Landwirtschaftskammer Österreich.
Redaktion
Wir haben sorgfältig recherchiert und Informationen zusammengetragen. Wenn ihnen dennoch etwas auffällt, was sie ändern würden oder etwas zu ergänzen wäre, bitten wir sie, Kontakt mit uns aufzunehmen. Wir freuen uns über ihre Rückmeldung und Anregungen.