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Waldbiodiversität & Klimawandel

Unsere Wälder sind Wirtschafts- und Arbeitsraum, aber auch Lebens- und Erholungsraum. Wälder sind vor allem aber auch Ökosysteme mit einer reichen biologischen Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Durch den Klimawandel müssen immer mehr Arten auf neue Lebensräume ausweichen. Die Erhaltung, Verbesserung und Wiederherstellung von wertvollen Lebensräumen für seltene Arten ist von zentraler Bedeutung.

Nahezu die Hälfte der österreichischen Landesfläche ist mit Wald bedeckt. Mit rund 4 Millionen Hektar zählt Österreich zu den waldreichsten Ländern der EU. Unsere heimischen Wälder sind Lebensgrundlage für unzählige Pflanzen und Tiere. Sie beheimaten rund 67.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, darunter 40.000 Insektenarten. Etwa 4.000 Pflanzen- und Tierarten sind davon bedroht. Unsere Wälder zählen 65 Baumarten. Insgesamt wachsen hier mehr als 3,4 Milliarden Bäume. Sie schützen die beeindruckende Artenvielfalt unseres Landes und damit auch die Lebensgrundlage für uns Menschen.

 

Im Zeichen der Veränderung

Aufgrund der Klimakrise und dadurch veränderten Umweltfaktoren werden die Lebensräume von Pflanzen und Tieren im Ökosystem Wald eingeschränkt bzw. verändert. Aufgrund des Klimawandels und sich dadurch veränderte Temperatur und Niederschlagsverhältnisse, könnten weltweit bis zu 42 % der Tiere und bis zu 57 % der Pflanzen mindestens die Hälfte ihres klimatisch passenden Lebensraumes verlieren. Zudem geht man in den Alpenländern davon aus, dass von 150 untersuchten Hochgebirgspflanzen zwischen 44 % und 50 % ihres derzeitigen Verbreitungsgebietes verlieren werden, da sie z. B. nicht mehr weiter in die Höhe wandern können. Wärmeliebende Arten, die sich in Bodennähe aufhalten, sollten es künftig leichter haben. In Kombination mit ausreichender Wasserversorgung führen wärmere Temperaturen jedoch auch zu einem besseren Pflanzenwachstum, was wiederum zu einem höherem Beschattungs- und Verdunstungsgrad führt, sodass sich ein kühleres Bodenklima einstellt. Dies wirkt sich letztlich negativ für wärmeliebende Arten aus. Eine Minderheit an Arten wird durch die fortschreitende globale Erwärmung regional aussterben, was durch gängige Naturschutzmaßnahmen nicht gänzlich kompensiert werden kann. Für die meisten Arten ist jedoch mit einem rasch voranschreitenden Lebensraumverlust zu rechnen. Wärmeliebende Arten drängen in Lebensräume vor, aus denen kälteliebende Arten mehr und mehr entweichen. Dieser Trend wird sich zukünftig weiterhin fortsetzen und zu einem zeitlich versetzten Aussterben seltener einheimischer Arten in ehemals beschneiten Zonen führen. In Österreich sind derzeit über 2.000 gebietsfremde Arten (Neobiota) bekannt. Das sind 3 % der Gesamtartenanzahl in Österreich.

 

Für die Biodiversität

Das Vorkommen vieler Lebensräume und Arten ist mit einer nachhaltigen, enkeltauglichen Waldbewirtschaftung, wie sie in Österreich Tradition hat, direkt und indirekt verbunden. Bereits die unterschiedlichen Zielsetzungen und Bewirtschaftungsformen der rund 140.000 Familienwaldbetriebe in Österreich garantieren vielfältiges Leben in unseren Wäldern. Rund 99 % fallen unter die Kategorie Kleinwaldbetriebe (unter 200 ha Wald), welche etwa 50 % der österreichischen Waldfläche bewirtschaften. Etwas mehr als ein Viertel aller Waldbäuer:innen bewirtschaftet weniger als drei Hektar Waldfläche.

Rund 20 bis 30 % aller im Wald vorkommenden Pilze, Flechten, Moose, Schnecken, Käfer, Vögel und Säuger sind auf Totholz angewiesen. Mit dem Biodiversitätsindex des Bundesforschungszentrums für Wald wurde ein Monitoringinstrument zur Entwicklung von Waldökosystemen und ihrer Biodiversität entwickelt. Totholz hat dabei die höchste Gewichtung, da es Lebensraum für zahlreiche Arten, wichtiger Bestandteil des Nahrungs- und Nährstoffkreislaufs und bei der Humusbildung sowie Bodenentwicklung von Bedeutung ist. Insgesamt hat das Bundesforschungszentrum für Wald 13 Subindikatoren ausgearbeitet, aus denen sich der Biodiversitätsindex Wald (BIW) ableiten lässt. Der BIW wird auf einer Punkteskala von Null (schlechter Zustand, z. B. Eukalyptusplantage) bis 100 (unberührter Wald) quantifiziert. In einer Kulturlandschaft, wo die Gesellschaft von der Bewirtschaftung des Waldes abhängig ist, ist ein Wert von 100 jedoch nicht erreichbar. Der Wert für Totholz liegt aktuell bei 59 mit einer steigenden Tendenz. Innerhalb der letzten 50 Jahre ist der stehende Totholzvorrat um das Dreifache auf 30 Mio. Vorratsfestmeter gestiegen. Der BIW für den gesamten Wald ergibt derzeit einen Wert von 58. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass sich die Biodiversität in den österreichischen Wäldern kontinuierlich verbessert.

 

Maßnahmen zur Bewahrung der Artenvielfalt

Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben sich gemeinsam das Ziel gesetzt, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Europa aufzuhalten und die wertvollsten und am stärksten bedrohten Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten in der EU dauerhaft zu schützen. Zu diesem Zweck wurde das europaweite Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 geschaffen. Rund 42 % der derzeit gemeldeten Natura 2000-Gebiete Österreichs sind Wald. Sie spielen eine wichtige Rolle beim Schutz der biologischen Vielfalt.

Eine weitere besondere Biodiversitätsmaßnahme ist die Errichtung von sogenannten Trittsteinbiotopen. Bei Trittsteinbiotopen handelt es sich um mehr oder weniger regelmäßig verteilte Biotop-Inseln, deren Standortbedingungen zahlreichen Tier- und mit ihnen verbreiteten Pflanzenarten einen zeitweisen Aufenthalt ermöglichen. Sie erleichtern damit deren Ausbreitung über größere Strecken.

Waldbiodiversität

Die österreichischen Wälder beheimaten rund 67.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, darunter 40.000 Insektenarten. Etwa 4.000 Pflanzen- und Tierarten sind davon bedroht. Unsere Wälder zählen 65 Baumarten. Insgesamt wachsen hier mehr als 3.4 Milliarden Bäume. In Österreich sind derzeit über 2.000 gebietsfremde Arten (Neobiota) bekannt.

Bedrohung durch den Klimawandel

Die Klimakrise ist die größte Bedrohung für die Biodiversität im Wald. Für viele Arten bedeutet die Erderhitzung eine Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen. Auch die letzte Eiszeit hat gravierende Veränderungen der Biodiversität mit sich gebracht. Die aktuellen anthropogenen Veränderungen laufen so rasch ab, dass sich viele einheimische Arten nicht anpassen werden können. Dynamische Konzepte helfen, die Biodiversität der Zukunft zu verstehen und zu gestalten.

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Was ist die Klimakrise?
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Quellen

Rechte & Produktion

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